Der Sternmotor des Stieglitz sprang nach dem Einspritzen von genügend Startkraftstoff zum anfetten des Kraftstoff-Luft Gemischs beim ersten Mal drehen am Propeller an. Ein gutes Omen. Bei bestem Wetter überquerten wir Frankreich in Richtung Süden. Die Landschaft war wundervoll und das Wetter für einen Flug ein einem offenen Doppeldecker genau richtig. Mit T-Shirt, Lederjacke und obligatorischem, weißen Schal ging es mit kräftigem Rückenwind in Richtung Aix en Provence. Teilweise konnten wir bei einer Eigengeschwindigkeit von 170 km/h eine Geschwindigkeit über Grund von weit über 200 km/h verzeichnen. Nun machte unser Flugzeug seinem Spitznamen “Stiegelblitz” alle Ehre.
In Aix en Provance landeten wir bei bestem Wetter und wohligem AVGAS (Fliegerbenzin) und Lavendelduft. Tanken wäre eigentlich nicht möglich gewesen, da hierfür eine Voranmeldung erforderlich gewesen wäre. Der freundliche Besitzer der örtlichen Flugschule stellte sich aber als Helfer in der Not heraus. Ursprünglich war er als deutscher Ingenieur bei Airbus nach Frankreich gelangt. Hier beschloss er dann nach einiger Zeit die örtliche Flugschule zu übernehmen. Bei bester Laune und natürlich akzentfreiem Deutsch half er uns und unseren kleinen Oldtimerflugzeugen aus der Patsche. Er öffnete die Tankstelle und lies uns tanken. Im Gespräch stellte sich erstaunliches heraus: Der Pilot der Piaggio ist mit einer jungen Frau liiert, deren Vater der Erste Fluglehrer des örtlichen Flugschulenbesitzers war: “Die Tochter vom Knerrche?! Das war mein erster Fluglehrer!” die Welt der Flieger ist eben sehr klein.
Nach ausgedehntem Mittagessen starteten wir erneut die Motoren und flogen zunächst kurz in der Nähe von Marseille über das Mittelmeer. Nach 78 Jahren sollte der Stieglitz auch einmal Mittelmeer unter den Tragflächen gehabt haben. Dann ging es im gestreckten Galopp nach Sisteron. Mal hoch, mal niedrig, mal knapp über die Grate der Berge und über wunderschöne Landschaften geprägt von majestätischen Bergen. Eine Freude war das!
In Sisteron waren wir bereits vorangekündigt: Ein USAmerikaner, der seit über 30 Jahren in Frankreich lebt und den typisch englischen Namen JeanPierre trägt erwartete uns überschwänglich freudig. Er kümmerte sich rührend um uns, stellte uns sogar einen kleinen Container des örtlichen UltraleichtMotorflugvereins in Sisteron zum schlafen zur Verfügung. Auf dem Campingplatz am Flugplatz konnten wir auch hervorragend duschen.
Am Abend schloss sich der Präsident des weltweit berühmten Flugplatzes Sisteron unserem Abendessen an. Es gab französische Pizza und teures Bier. Bis spät in den Abend wurde über alles mögliche gesprochen. Vor allem über Benzin: In Sisteron dürfen keine fremden Flugzeuge die Tankstelle benutzen. Diese ist nur für die Schleppflugzeuge des Segelflugvereins vorgesehen. Wir freundeten uns also mit dem Gedanken an, am nächsten Tag in Gap zwischenlanden zu müssen um Brennstoff für den Weiterflug fassen zu können.
Doch es kam anders:
Einer der Piloten der Messerschmitt konnte den Präsidenten am Morgen des Abfluges recht leicht für einen Mitflug in ihrem seltenen Juwel begeistern. Nach einem mehrminütigen Flug in der historischen Messerschmitt und Überflügen über den Flugplatz kam dann die rettende Botschaft des Vereinspräsidenten: Wir können 300 Liter Benzin aus der Vereinstankstelle bekommen. Eine Messerschmitt ist eben mehr als ein Haufen Aluminium. Sie weckt Emotionen und vereint Luftfahrtbegeisterte über alle Disziplinen des Fliegens hinweg.
Teil 3 der Reihe folgt in Kürze…
1 Kommentar. Hinterlasse eine Antwort
Die tollkühnen Männer mit ihren fliegenden Kisten unterwegs in Frankreich.
Tolle Geschichte, klasse Bilder. Freue mich auf die Fortsetzung.