von Mark Bieler
Eine Gruppe von 14 Mitgliedern des Aero-Club hatte Anfang Januar die Möglichkeit das Flugphysiologische Trainingszentrum der Luftwaffe in Königsbrück bei Dresden zu besuchen. Nach einer Anreise am Donnerstag mit Stadtbesichtigung in Dresden ging es gegen Abend in die Kaserne in Königsbrück. Dort wurde den Besuchern die Möglichkeit der Übernachtung geboten damit es am nächsten Morgen gleich mit der Führung losgehen konnte.
Nach einem Frühstück in der Truppenküche wurden wir um 8 Uhr im Hörsaal von Oberfeldarzt Dr. Nehring begrüßt. Der Leiter des Flugphysiologischen Zentrums hielt einen einstündigen Vortrag über die Arbeiten des Zentrums und ging dabei auch auf die medizinischen Auswirkungen von Beschleunigung und Sauerstoffmangel ein. Da sich auch Segelflugzeuge in Höhen bewegen in denen Sauerstoffunterversorgung auftreten kann war dies natürlich ein besonders interessantes Thema. Ab Höhen von 3000 Metern bemerken manche bereits ein kribbeln in den Fingern, Müdigkeit oder auch ein verändertes Sehen. Im vergangenen Sommer wurden Höhen von bis zu 3000 Metern häufig über der Wetterau von Segelflugzeugen erreicht. Viele Segelflugpiloten gehen im Frühjahr zum fliegen in die Alpen. Dort werden, in Wellenflugsituationen auch Höhen von 5000 Metern und mehr erreicht. In 5500 Metern über dem Meeresspiegel herrscht nur noch der halbe Luftdruck. Dort müssen auch Segelflieger zwingend Sauerstoff an Bord haben um eben die Sauerstoffmangelerscheinungen zu umgehen. Genau solche Mangelerscheinungen werden in Königsbrück erforscht und Piloten darauf trainiert. Dazu hat die Luftwaffe dort eine Höhendruckkammer. In dieser Kammer werden Piloten in Unterdrucksituationen gebracht die Höhen von bis zu 43.000 Fuß (entspricht mehr als 10 Km Höhe) entsprechen. Nach und nach wird den Probanden dort der zusätzliche Sauerstoff abgedreht so das die trainierenden Piloten die auftretenden Mangelerscheinungen dann selbst erkennen und beschreiben müssen. Auch Felix Baumgartner trainierte für seinen Fallschirmsprung von Rande des Weltalls in dieser Kammer.
Auch die Körperlichen Auswirkungen der Schwerkraft und von G-Kräften in Kampfflugzeugen müssen erforscht und trainiert werden. Dazu betreibt die Luftwaffe am Standort Königsbrück die größte Humanzentrifuge der Welt. Hier trainieren Kampfpiloten vieler NATO Mitgliedsstaaten den Umgang mit Ihren Anti-G-Anzügen und die speziellen Atemtechniken. Dazu sitzen die Piloten in der Kapsel der Zentrifuge die innerhalb von nur 1,5 Sekunden auf bis zu 9 G beschleunigen kann. Hier werden aber nicht nur Piloten trainiert. Auch neue Teile für Flugzeuge wie den Eurofighter werden auf Ihre Lufttüchtigkeit und die anstehenden Belastungen im Kampfflugzeug getestet. Die Zentrifuge werde bereits zu DDR Zeiten von der NVA bei einer österreichischen Firma in Auftrag gegeben und 1986 in Betrieb genommen. Nach Übernahme durch die Bundeswehr und Modernisierungen in den folgenden Jahren wurde diese Zentrifuge für moderne Anforderungen weiterentwickelt.
Ein weiterer Schwerpunkt des Zentrums für Luft- und Raumfahrtmedizin ist das Desorientierungstraining. Dazu werden 2 hochmoderne Flugsimulatoren betrieben in denen die zu trainierenden Piloten unterschiedliche Verhältnisse dargestellt bekommen, die zu einer veränderten Orientierung oder gar dem Orientierungsverlust führen können. So können zum Beispiel Einflug in schlechtes Wetter, oder die Blendung durch Laser als Faktoren in den Simulator eingespielt werden. Die Piloten trainieren hier den Umgang damit und wie Sie durch Nutzung von Instrumenten die Orientierung behalten können.
In dieser Kombination ist das Zentrum in Königsbrück einmalig auf der Welt und wird von viele NATO-Staaten zum Training genutzt.