Der nächste Morgen in Lausanne beginnt gut gelaunt und mit Frühstück vom Bäcker nebenan. Im Hotel in dem wir übernachteten gab es keins. Dafür gab es im Hotel Steckdosen! Das ist wichtig, denn in unseren alten Flugzeugen gibt es in der Regel keine Stromversorgung für die modernen Elektronikgeräte, die wir heute so massenhaft mit uns führen. Eine Hotelübernachtung muss folglich manchmal sein, auch wenn ich persönlich das Tausend-Sterne-Hotel bevorzuge.
Wir schossen nach dem Frühstück ein paar Erinnerungsfotos vor einer vertrockneten und erfrorenen, schweizerischen Palme als Zeichen dafür, dass wir im warmen Süden gewesen sind. Die Kameraden von der AMPA erscheinen kurzdarauf zuverlässig und bringen uns wieder zum Flugplatz.
Wir bereiten unseren Flug vor, planen die Strecke und holen Wetterinformationen ein. Wir planen unseren Abflug entsprechend den Fluggeschwindigkeiten der Flugzeuge gestaffelt. Ziel ist es, dass wir alle gleichzeitig am Olditmertreffen in Blumberg ankommen die langsamen Flugzeuge starten also zuerst und bekommen einen Vorsprung. Nach einem Flug mit reichlich Gegenwind kommen wir tatsächlich alle gleichzeitig und auf die Minute genau in Blumberg an und legen wie an der Perlenschnur aufgereiht einer nach dem anderen einen fulminanten Überflug am Flugplatz Blumberg hin. Nach der Landung wird nicht lange gefackelt: Zehn Bier und zehn Bratwürste der Nachmittag beginnt.
Wir unterhalten uns mit anderen Teilnehmern des Oldtimertreffens und tauschen Erfahrungen aus, reden FliegerLatein und genießen den Klang der alten Motoren. Bis spät abends sitzen wir mit unseren Fliegerkameraden am Lagerfeuer und schmieden Pläne für die Zukunft: Welche Flugzeuge muss man noch geflogen haben? Wo muss man noch unbedingt hinfliegen und wer sind die größten Fliegerlegenden?
Endlich liege ich in meinem Schlafsack. Mehrere Stunden ist es dunkel und still. Angeblich konnten andere wegen eines Schnarchkonzerts orchestralen Ausmaßes innerhalb des Schlafsaals nicht schlafen. Ich dagegen war durch die völlige Verausgabung der letzten Tage in einen komatösen Zustand gefallen und erwachte am nächsten Morgen wieder voller Tatendrang.
Der Morgen in Blumberg beginnt regnerisch. Die emsigen Helfer des örtlichen Flugvereins sind damit beschäftigt die Überbleibsel des Vorabends aufzuräumen und ins Trockene zu bringen. Ich kann hingegen bei einem guten Frühstück und starkem Kaffe im geheizten Vereinsheim auf besseres Wetter warten. Und tatsächlich kam das bessere Wetter auch. Besonders schön war es nicht, aber es regnete immerhin nicht mehr.
Nach dem Zähneputzen machten den Stieglitz startklar und verabschiedeten uns von alten und neuen Freunden, während die MetaSokol bereits an uns vorbeistartete. Der Rest der Mannschaft war noch nicht so flugbegeistert und verbrachte lieber noch etwas Zeit in Blumberg als gleich die Heimreise anzutreten.
Unser tapferer Sternmotor sprang ausnahmsweise nur mäßig motiviert an was bestimmt am Wetter lag. Letztendlich entschied er sich aber doch zur Kooperation und erfüllte das Tal mit seinem unvergleichlichen Klang. Nach einem kleinen Umweg über den Wächtersberg flogen wir direkte Linie nach Mörlle und landeten glücklich, wenn auch verfroren. Etwas betrübt war ich, ja sogar lethargisch meinte ein Kamerad zu mir, als der freche “Stiegelhuber” in der Halle verstaut wurde. Jetzt war alles vorbei. Ich konnte es kaum fassen, hatte ich doch die letzten Tage in rasendem Tempo verbracht. Ich setzte mich aufs Vorfeld und plauderte mit den Anwesenden ungewöhnlich wenig. Ich wusste nichts mit mir anzufangen und lies einen Augenblick die Zeit an mir vorbei treiben. Sicher war es vor allem die Erschöpfung, die mich so matt und langsam werden lies an Übersättigung konnte es nicht liegen, denn es war ca. 16:00 Uhr und ich hatte seit dem Frühstück nichts gegessen.
Letztlich fuhr ich nach Hause und freute mich über alle Maßen meine Familie wieder zu sehen. Ich konnte ihnen von meiner Reise zwar nicht mehr viel erzählen, dafür schlief ich aber recht gut.
Alle Beiträge der Reihe „Fliegerwerft Sommerausflug“ stammen von Hermann Kerzendorf